«Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil unserer Hochschul-DNA»
Claudia Zingerli, die Leiterin von ETH Sustainability, zieht nach zwei Jahren im Amt eine Zwischenbilanz: Als Change Agent m?chte sie dafür sorgen, dass ressourcenbewusstes Handeln an der ETH Zürich noch st?rker zum Modus Operandi wird.??
(Bild: Gianfranco Guidati/ETH Zürich)
Wie erkennt man, was ?Nachhaltigkeit? bedeutet? ?Weniger theoretisch als vielmehr mit offenen Sinnen?, meint Claudia Zingerli. In einem Waldstück etwa, das naturnah bewirtschaftet wird, in dem es an einer Stelle summt und brummt, an der andere abgeholzte B?ume lagern und um die Ecke ein verwitterter Baumstumpf aus dem Boden ragt. Oder mitten in einem Stadtquartier, in einer urbanen, doch nachhaltig gestalteten Begegnungszone. Solche Pl?tze k?nnten Erlebnisr?ume sein, die zyklische Entstehens- und Vergehensprozesse, aber auch das Wirken des Menschen an unserem sozio-?kologischen System erfahrbar machten: ?Um zu verstehen, welche Bedeutung Nachhaltigkeit hat und warum es ressourcenschonendes Handeln braucht, muss man sich in einen Bezug zum unmittelbaren und erweiterten Umfeld setzen und eine Erfahrungsebene schaffen?, meint die promovierte Nachhaltigkeitsexpertin.
Gemeinsame Erfahrungsr?ume schaffen
Ich treffe mich mit Claudia Zingerli, um ein Stück weit Bilanz zu ziehen. Seit zwei Jahren leitet sie ETH Sustainability, das Nachhaltigkeitsbüro der ETH Zürich. Mit der Multidimensionalit?t von Nachhaltigkeit besch?ftigt sie sich professionell allerdings bereits seit über zwanzig Jahren. Seit ihrer ersten Anstellung im Jahr 2002 an der ETH hat sich an der Hochschule aus ihrer Sicht viel getan: ?Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat die ETH durchdrungen?, freut sie sich.
?Nachhaltigkeit ist ein lebensbejahendes Konzept, in dem es über viele Generationen darum geht, unsere Lebensgrundlage zu erhalten.?Claudia Zingerli, Leiterin ETH Sustainability
Was genau ihre Rolle als ?externe SeiteChange Agentcall_made? und Leiterin von ETH Sustainability ist, wird auch am ersten Net Zero Day der ETH vom 28. Mai 2024 deutlich: Passioniert beschreibt sie, wie die Idee zu einem Tag im Zeichen einer klimaneutralen ETH in der Zusammenarbeit zwischen ETH Sustainability und anderen Hochschulakteuren wie dem Student Project House, dem Student Sustainability Committee oder der NGO ?Circular Horizon? nahezu organisch gewachsen und das Bild einer gemeinsamen Expedition zu Netto-Null weiterentwickelt worden sei.
?Dieser Tag ist ein Meilenstein für die ETH-Gemeinschaft, die hier im Streben nach Netto-Null in ihrer ganzen Vielfalt zusammenkommt!?, meint Zingerli. Er ist auch Ausdruck für die Art, wie ETH Sustainability arbeitet: ?So wie beim Net Zero Day schaffen wir für die Hochschulgemeinschaft immer wieder R?ume zum gemeinsamen Reflektieren und Experimentieren. Wir gestalten ressourcenbewusste und agile kollaborative Projekte und Prozesse?, erkl?rt sie. So auch die vielf?ltigen Konsultationsprozesse zur Vorbereitung des Programms ?ETH Netto-Null?. ?Zusammen nehmen wir gemeinsam Kurs auf dasselbe Ziel: Die Treibhausgasemissionen der ETH bis 2030 signifikant zu reduzieren.?
Zusammenarbeit am Net Zero Day
Doch die Vielfalt der Akteur:innen und Perspektiven im Themenfeld bringt auch Herausforderungen mit sich. Um Nachhaltigkeit ranken sich zwar keine Mythen, doch sind durchaus verschiedene Definitionen von ihr im Gebrauch, die zum Teil inflation?r verwendet würden. Für Claudia Zingerli gilt es eine starke Nachhaltigkeit zu pflegen: in ihren ?kologischen, sozialen und ?konomischen Dimensionen. Diese drei spr?chen zueinander und es komme darauf an, sie nicht zu fragmentieren oder gegeneinander auszuspielen. Dies erfordert sehr ernsthafte Auseinandersetzungen mit Zielkonflikten und eine hohe Souver?nit?t bei Entscheidungen, die diese ?triple bottom line? berücksichtigen. Auch sie bediene sich je nach Kontext anderer Begriffe und Zug?nge in der Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit. Wichtig sei es ihr, dabei zu vermitteln, dass das Konzept Nachhaltigkeit sich nicht allein wissenschaftlich-rational begreifen liesse. ?Nachhaltigkeit ist ein lebensbejahendes Konzept, in dem es über viele Generation darum geht, etwas zu erhalten, was unsere Lebensgrundlage darstellt.? Das rühre an uns, an unseren Emotionen, aber auch Wertvorstellungen und der Gesellschaft als Ganzes.
Mit Diversit?t Grenzen erweitern
Einen nuancierten Diskurs über Nachhaltigkeit an der ETH bef?rdere sie selbst damit, m?glichst unterschiedliche Zug?nge zu bieten, da die ETH so viele verschiedene Interessengruppen und Denkstile vereine. An der ETH habe man bereits viel von dem Rüstzeug, das für einen befriedigenden Zugang zu Nachhaltigkeitsthemen und den damit verbundenen Handlungsfeldern n?tig sei. Das Verst?ndnis etwa, auf der Basis von Interdisziplinarit?t und Diversit?t produktiv gemeinsam arbeiten zu k?nnen und neue Herangehensweisen zu pr?gen. Das alles im Verst?ndnis der externe SeiteAgenda 2030call_made für ?People, Planet, Prosperity? - eben zum Wohl aller.
Braucht es denn jede:n einzelne:n in diesem weiten Spektrum von Akteur:innen und Initiativen, um die Nachhaltigkeit langfristig an der ETH noch st?rker zu verankern und ETH Netto-Null zu erreichen? ?Ganz sicher!? so Claudia Zingerli. Hinsichtlich nachhaltige Entwicklung sei man auch als ETH nicht zuletzt eine lernende Organisation. Soziale Verantwortung und das Ziel Netto-Null sind gesetzt, der Weg dahin wird auch über unentdecktes Terrain führen.
Zur Person
externe SeiteClaudia Zingerlicall_made ist seit Juni 2022 Leiterin von ETH Sustainability, nachdem sie zuvor an der ETH Zürich als Projektleiterin (2002-2006), Education Lead von Climate-KIC Switzerland und Dozentin im D-USYS (2010- 2014) t?tig war. Zwischen 2014 und 2022 war sie beim Schweizerischen Nationalfonds wissenschaftliche Koordinatorin des externe SeiteSwiss Programme for Research on Global Issues for Developmentcall_made und des externe SeiteSolution-oriented Research for Development Programmecall_made. Sie ist seit 2009 Vorstandsmitglied der externe SeiteSchweizerischen Akademischen Gesellschaft für Umweltforschung und ?kologiecall_made und engagiert sich in weiteren ehrenamtlichen Mandaten. Sie verfügt über einen Masterabschluss in Geographie, Sozialanthropologie und Wirtschaftswissenschaften der Universit?ten Basel und Freiburg im Breisgau sowie über einen Doktortitel in Development Studies der University of East Anglia. In ihrer Freizeit bewegt sie sich in ihrem naturnahen Garten an einem Waldrand in Zürich, im Ballettsaal oder mit ihrer Familie in der ?Wildnis? der franz?sischen Alpen.
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